Kilian Kirchhoff: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Orthpedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[File:Kilian Kirchhoff.jpg‎|thumb|]]
[[File:Kilian Kirchhoff.jpg‎|thumb|]]
[[File:Antoniuskapelle.jpg‎|thumb|Die Antoniuskapelle, das erste katholische Gotteshaus in Oerlinghausen, die Dienststelle vom Pater Kilian]]
[[File:Antoniuskapelle.jpg‎|thumb|Die Antoniuskapelle, das erste katholische Gotteshaus in Oerlinghausen, die Dienststelle vom Pater Kilian]]
'''Pater Kilian Kirchhoff''' (* 18. Dezember 1892 in Rönkhausen (Erzdiözese Paderborn) als Josef Kirchhoff; † 24. April 1944 in Brandenburg-Görden) war ein katholischer Priester und Übersetzer [[ostkirchlicher]] [[liturgischer]] Hymnen aus dem Griechischen. Vom faschistischen Regime wurde er wegen „staatszersetzender“ Äußerungen zum Tode verurteilt und hingerichtet.
'''Pater Kilian Kirchhoff''' (* 18. Dezember 1892 in Rönkhausen (Erzdiözese Paderborn) als Josef Kirchhoff; † 24. April 1944 in Brandenburg-Görden) war ein katholischer Priester und Übersetzer ostkirchlicher [[Liturgie|liturgischer]] Hymnen aus dem Griechischen. Vom faschistischen Regime wurde er wegen „staatszersetzender“ Äußerungen zum Tode verurteilt und hingerichtet.


== Leben ==
== Leben ==

Aktuelle Version vom 22. März 2024, 15:22 Uhr

Kilian Kirchhoff.jpg
Die Antoniuskapelle, das erste katholische Gotteshaus in Oerlinghausen, die Dienststelle vom Pater Kilian

Pater Kilian Kirchhoff (* 18. Dezember 1892 in Rönkhausen (Erzdiözese Paderborn) als Josef Kirchhoff; † 24. April 1944 in Brandenburg-Görden) war ein katholischer Priester und Übersetzer ostkirchlicher liturgischer Hymnen aus dem Griechischen. Vom faschistischen Regime wurde er wegen „staatszersetzender“ Äußerungen zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Leben

Als achtes Kind der Eheleute Johann Heinrich Kirchhoff und Maria Katharina, geborene Huxol, wurde Josef Kirchhoff in Rönkhausen geboren und zwei Tage später in Lenhausen getauft. Früh Vollwaise, wuchs er in der Familie Peter Baußmann als Pflegekind auf, die ihm den Besuch des heutigen Rivius-Gymnasiums in Attendorn ermöglichten. Anschließend besuchte er das Missionskolleg der Franziskaner St. Ludwig bei Vlodrop in den Niederlanden. Am 19. April 1914 wurde er in den Franziskanerorden (Ordensprovinz Saxonia) aufgenommen und erhielt den Ordensnamen Kilian. Im Paderborner Dom wurde er am 1. April 1922 zusammen mit Kandidaten der Diözese, darunter dem späteren Erzbischof Lorenz Jaeger, zum Priester geweiht.

In Oerlinghausen hielt er seine erste Predigt. Hier war eine kleine katholische Gemeinde neu entstanden. 30 bis 40 Personen trafen sich regelmäßig zum Gottesdienst. Als erster Seelsorger betreute Kirchhoff in den Jahren 1922/23 die Gläubigen.

Um einen geeigneten Versammlungsraum zu schaffen, entstand in jener Zeit die Antoniuskapelle an der Steinbruchstraße. Mitten in der Inflationszeit wurde sie mit privaten Spenden von Gemeindemitgliedern errichtet. Kirchhoff betreute die Ausgestaltung des kleinen Gotteshauses durch den Bildhauer und seiner Ehefrau Jenny Wiegmann. Daraus entwickelte sich auch eine private Freundschaft mit den Künstlern. Schon bald verließ Kirchhoff die Bergstadt wieder, hielt die Verbindung jedoch weiter aufrecht. Er bezeichnete Oerlinghausen später immer als seine „erste Liebe“. Er übernahm seelsorgerische Aufgaben in anderen Gemeinden, danach widmete er sich wissenschaftlicher Arbeit.

Er machte sich ab 1931 durch zahlreiche Übersetzungen ostkirchlicher liturgischer Hymnen aus dem Griechischen einen Namen. Dabei erfuhr er Anregung und Betreuung durch den Orientalisten und Liturgiewissenschaftler Anton Baumstark sowie Hilfestellung durch Kirchhoffs Mitbruder Elpidius Markötter.

Unter anderem verfasste er ein monumentales, vierbändiges Werk mit dem Titel „Die Ostkirche betet“. Damit gilt er als einer der Wegbereiter für die Annäherung an die orthodoxe Christenheit.

Er weigerte sich 1940, der Reichsschrifttumskammer beizutreten, und verließ angesichts des Klostersturms ein Jahr später das Kloster in Wiedenbrück zugunsten einer Seelsorger-Stelle in Küntrop. Nach der Denunziation durch die Tochter einer befreundeten Familie, die er Anfang Oktober 1943 besucht hatte, wurde Kirchhoff am 21. Oktober 1943 wegen regimekritischer Äußerungen von der Gestapo verhaftet. Im anschließenden Prozess begründete die Zeugin die Denunziation mit ihrem Hass auf Priester, „da sie Gegner des Nationalsozialismus seien“.Roland Freisler verurteilte Kirchhoff am 7. März 1944 vor dem Volksgerichtshof in Berlin zum Tode. Schriftliche Gnadengesuche reichten Kirchhoff selbst sowie, von Anton Baumstark aufgesetzt und gefördert, eine Gruppe von Theologen und Orientalisten verschiedener Universitäten ein. Nach dem Krieg ist auch von Fürsprachen des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo, des Leiters des Bischöflichen Kommissariates der Fuldaer Bischofskonferenz in Berlin, Heinrich Wienken, sowie des Paderborner Bischofs Lorenz Jaeger zu hören. Gleichwohl wurde das Todesurteil gegen Kirchhoff am 24. April 1944 in Brandenburg-Görden durch Enthaupten vollstreckt. Die Urne mit der Asche Kirchhoffs wurde am 1. April 1950 in der Gruft des Franziskanerklosters Werl auf dem Parkfriedhof Werl bestattet.

Vertreter des kirchlichen Lebens in Rönkhausen sind darum bemüht, einen Seligsprechungsprozess für den Pater einzuleiten. Das Pfarrheim der St.-Matthias-Gemeinde sowie das Pfarrheim der St.-Antonius-Gemeinde Rönkhausen sind nach Kilian Kirchhoff benannt.

Werke

  • Licht vom Licht: Hymnen / Symeon der Neue Theologe, Hegner, Hellerau 1930;
  • Die Ostkirche betet. Hymnen aus den Tagzeiten der byzantinischen Kirche, 4 Bde., Hegner, Leipzig 1934–1937 (Triodion, deutsch);
  • Osterjubel der Ostkirche. 2 Bde., Regensberg, Münster 1940 [-1943] (Pentekostarion, deutsch);
  • In paradisum. Totenhymnen der byzantinischen Kirche, Regensberg, Münster 1940;
  • Ehre sei Gott. Dreifaltigkeitshymnen der byzantinischen Kirche, ebd. 1940;
  • Über dich freut sich der Erdkreis. Marienhymnen der byzantinischen Kirche, ebd. 1940.

Quellen